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Herbstzeit ist Gräserzeit: Wenn sich das Laub der Bäume färbt, stehen die meisten Gräser in voller Blüte und inszenieren mit ihren zarten Halmen und spektakulärem Blattwerk stimmungsvolle Lichtspiele, bevor sie im Winter absterben. Doch selbst dann bleiben sie eine Zierde – schneebetupft und frostummantelt zaubern Gräser eine märchenhafte Atmosphäre. Vorausgesetzt, Sie setzen ihnen im Herbst nicht mit der Schwere zu Leibe.
„Die Gräser, die sich sanft im Winde wiegen, sich selbst im Sturme nicht verbiegen, stehn aufrecht in des Morgens Grau und tragen Silberperlen, Tau.“ (Ingrid Drewing). Gräser sind besonders. Ob allein oder im Mix mit Stauden und anderen Blühern punkten sie vor allem durch Vielseitigkeit. Durch ihre robuste Zartheit in zahlreichen unterschiedlichen Schattierungen, die das goldene Herbstlicht ebenso wie das kühle Winterlicht einfangen. Durch ihre unterschiedlichen Stile und einen üppigen Wuchs. Dieser Reichtum an Abwechslung macht Gräser zum absoluten Must Have in jedem zeitgemäßen Garten. Lange als Unkraut verschrien, sind Gräser mit ihren fedrigen Blütenähren aus dem modernen Garten längst nicht mehr wegzudenken. Den Weg in den Privatgarten hat dem Gras übrigens der Staudengärtner Karl Foerster mit seiner Publikation „Der Einzug der Gräser und Farne in die Gärten“ geebnet. Doch Vorsicht, nicht alle Gräser sind winterhart. Gerade das vielgepflanzte Pampasgras (Cortaderia selloana) sowie das beliebte Japanische Blutgras (Imparata cylindrica) verzeihen keine niedrigen Temperaturen.
Natürlich gibt auch immergrüne Gräser wie das Chinaschilf (Miscanthus) oder die Rutenhirse (Panicum), die zwar kleiner und in der Regel nicht so auffällig sind, dafür die rein sommergrünen Ziergräser im Winter mit frischem Grün sowie Rot-, Blau- oder Bronzetönen aus-stechen. Die „Immergrünen“ eignen sich aufgrund ihres Wuchses vor allem als bodenbedeckende Bepflanzung. Die meisten Ziergräser jedoch erreichen im Spätsommer und Herbst ihren Höhepunkt, bevor sie absterben und erst im Mai wieder neu austreiben.
Damit Sie lange Freude an diesen Gräsern haben, stellen wir Ihnen heute einige winterharte Sorten vor, die Sie das ganze Jahr über begleiten. Wie gesagt nur, wenn Sie sich dafür entscheiden, die Gräser zur Wintersaison nicht zu beschneiden.
Der Name ist Programm: das filigrane Blatt und der kompakte, überhängende Wuchs des beliebten Lampenputzergrases – bekannt sind die Sorten Hameln und Cassian – sind bereits ein Hingucker und werden nur getoppt von den charakteristischen walzenförmigen Blüten, die in ihrer Form an Pfeifenreiniger oder eben Lampenputzer erinnern. Das Gras liebt einen sonnigen Standort und wird bis zu einen Meter hoch. Die herbstliche Färbung kann ins Gelb variieren, die oberirdischen Pflanzteile des mehrjährigen Ziergrases sterben im Winter ab (sehen aber immer noch schön aus!) und treiben im Mai wieder aus.;
Chinaschilf ist unter den Gartengräsern besonders verbreitet und gedeiht wie das Lampenputzergras an einem sonnigen, nährstoffreichen Standort. Die Sortenvielfalt ist enorm und reicht vom bis zu vier Meter hoch wachsenden Riesen-Chinaschilf (Miscan-thus giganteus) ’Aksel Olsen’ bis hin zu diversen gestreiften Sorten wie das beliebte Zebragras ‘Strictus’, das durch seinen aufrechten Wuchs auffällt und mit bis zu zwei Metern ebenfalls recht groß und breit werden kann. Wer nicht so viel Platz zur Verfügung hat, setzt auf die kleinere Sorte ‘Little Zebra’. Die meisten Chinaschilf-Sorten bilden im Herbst einen gelblichen Blütenstand aus.
Wie viele Gräser braucht auch das Reitgras ein sonniges Plätzchen, ist davon abgesehen jedoch ziemlich unkompliziert. Dank des aufrechten Wuchses wird das Reitgras auch als Strukturstaude bezeichnet, die selbst in kleineren Beeten gut funktioniert. Ein echter Blickfang ist die weiß gestreifte Sorte ‚Overdam’, robust und schön ist die nach dem Staudenkenner ‚Karl Foerster’ benannte Sorte.
Für einen spannenden Farbtupfer sorgt mit seinen blau gefärbten Blättern der Blaustrahlhafer, der bereits im Juli blüht und einen idealer Pflanzpartner für Stauden mit silbrigen Blättern sowie lila und blau blühende Stauden bildet. Mit seinen 1,5 Metern Wuchs sticht er im Staudenbeet hervor, ohne es zu dominieren. Wird er an einem warmen, trockenen sowie durchlässigen und nährstoffarmen Standort gepflanzt, wächst er zuverlässig.
Unkompliziert, schattenverträglich und vor allem immergün – das ist die weißgrüne Sorte ‘Variegata’. Eine Japan-Segge, die im Winter frisches Grün in den Garten zaubert. Allerdings verbreitet sich diese Sorte sehr stark und sollte daher nur mit wuchskräftigen Stauden in ein Beet gesetzt werden. Etwas filigraner, doch ebenfalls immergrün ist die Sorte ‘Icedance’.
Die Rutenhirse besticht nicht nur mit einer besonders filigranen Blüte – ihrem leuchten-den Blattschmuck in allen erdenklichen Herbstfarben kann kaum ein Gartenbesitzer widerstehen. Doch nicht nur optisch weiß das aus den Prärien des südlichen Nordamerikas und Mexikos stammende Ziergras zu überzeugen. Garteneinsteiger freuen sich besonders darüber, dass die Rutenhirse langlebig, pflegeleicht und sehr anpassungsfähig ist, was den Boden betrifft. Nur wenn der Boden zu schwer und feucht ist, kommt es nur schwer zur Blüte. Übrigens: Die Rutenhirse zählt mit Chinaschilf und Federborstengras zu den „Warm-Season-Gräsern“ und damit zu jenen Sorten, die erst spät austreiben und ihren Höhepunkt erst im Spätsommer/ Herbst haben – dafür aber bis weit in den Winter hinein überdauern.
Auf feuchtem Boden und in voller Sonne fühlt sich das aus Ostasien stammende Diamantgras besonders wohl. Sein eher lockerer Wuchs prädestiniert diese Reitgras-Art für eine naturnahe Bepflanzung, gern werden auch Sitzplätze und Terrassen mit Diamant-gras abgeschirmt. Das Diamantgras wächst bis zu 120 Zentimeter hoch, aufrecht und horstig – allein der Blatthorst wird bis zu 60 Zentimeter hoch. Die Blütenstände sind zart, schmal und hängen äußerst elegant über. Ende August zeigen sich die Blüten zunächst in einem silbrig-rötlich-überhauchten Kleid. Seinen Namen, Diamantgras, hat dieses Gartengras jedoch wegen des diamantenen Schimmers, den die federartigen Blätter und Blüten bei Tau und Regen zieren.
Wenn Sie nun auf den Geschmack gekommen sind und tiefer in die Materie einsteigen möchten, lohnt ein Blick in Karl Foersters Standardwerk „Der Einzug der Gräser und Farne in die Gärten”. Darüber hinaus schenken „Neues Gartendesign mit Stauden und Gräsern” von Piet Oudolf sowie „Gräser und Farne“ von Ulrike Leyhe reichlich Inspiration und vermitteln jede Menge Wissen rund um das Thema Gräser im Garten.