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Blütenschmuck, Raumwunder und Klimahelfer in einem: Vertikale Gärten erfreuen sich aus vielerlei Gründen enormer Beliebtheit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich gerade Städter trotz Platzmangel nach einer grünen Oase sehnen. An Fassaden, Paletten, Steck- und Pflanzsystemen ranken, blühen und klettern die unterschiedlichsten Pflanzen in die Höhe und bilden so eine lebende Wand, die auf Balkon und Terrasse nicht nur ein besonderer Hingucker ist, sondern auch für ein besseres Kleinklima sorgt.
Living Wall, lebende Wand oder vertikaler Garten: Wir erklären Ihnen heute, was genau sich hinter diesem platzsparenden Trend verbirgt, wo die Wurzeln dieser sprießenden Wandgärten liegen, welche Pflanzen sich für ein vertikales Beet eignen und wie Sie Ihre persönliche Living Wall gestalten können.
Grüne Wandgärten kreieren ein unaufdringliches Flair – ganz natürlich und nicht nur im urbanen Raum. Kein Wunder, dass dieser Pflanztrend immer mehr Anhänger auch über die Stadtgrenzen hinaus findet. Denn ein vertikaler Garten ist viel mehr als nur die klassische Kletterpflanze an der Wand. Vielmehr basiert er auf dem Prinzip, alle Pflanzen, die üblicherweise in Beeten und waagerecht wachsen, in senkrecht hängenden Pflanzkonstruktionen effektvoll zu kultivieren. Im Gegensatz zur herkömmlichen Fassadenbegrünung lässt sich eine senkrechte Pflanzenwand sogar mit kleinräumig gepflanzten Blattschmuckstauden gestalten. Kurzum: Artenreichtum ist das Stichwort! Ob Stauden, Kräuter,Sukkulenten, Farne, Gräser oder bunte Blüher – am liebsten Alles auf Einmal! Denn eine perfekte Living Wall fasziniert durch zahlreiche Grün-Nuancen, unterschiedliche Blattstrukturen und bunt getupfte Blütenpracht.
Übrigens: Die Bezeichnung Living Wall ist Programm. So verleihen die zahlreichen Pflanzen nicht nur eine lebendige Struktur, ein Wandgarten bietet auch nützlichen Insekten einen wertvollen Lebensraum im Stadtgebiet.
Vater dieses Pflanztrends ist kein Schweizer, sondern der französische Botaniker Patrick Blanc, der bereits in den 70er Jahren entdeckte, dass sich mit großflächig bepflanzten Häuserwänden die Luftqualität in Städten nachweislich verbessern lässt. Als ‚grüne Lunge’ der Stadt binden die Pflanzen Feinstaub und CO2. Das Laub der Pflanzen reinigt die Luft und kühlt sie im heißen Sommer durch verdunstendes Wasser leicht ab.
Damit hat Blanc einen weltweiten Trend geschaffen – zu seinen mehr als 300 spektakulären Vertikalgärten zählt beispielsweise auch die Fassade des „Musée du Quai Branly“ in Paris.
Das Prinzip eines Wandgartens ist denkbar einfach und motiviert Hobbygärtner, aus den Vollen zu schöpfen. Denn bei der vertikalen Pflanzwand müssen möglichst viele Pflanzen möglichst dicht über- und/oder nebeneinander angepflanzt werden. Ob grafisch strukturiert, fokussiert und minimalistisch oder üppig – optisch sind dem eigenen Geschmack keine Grenzen gesetzt. Sie können nach Lust und Laune mit unterschiedlichen Grüntönen, Wuchshöhen und Sorten spielen. Also seien Sie ruhig verschwenderisch!Für ein wildes Stadt-Dschungel-Feeling beispielsweise empfehlen sich verschiedene Farne mit üppigem Blattwerk. Davon abgesehen sind Blattschmuckstauden immer eine Gute Wahl – besonders in der immergrünen Variante. Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, eine Pflanzwand als Raumtrenner oder Sichtschutz zu nutzen, achten Sie bitte darauf, rückseitig eine Dämmschicht, zum Beispiel aus Styropor, anzubringen. Die Pflanzen wiederum schützen Sie, je nach Anforderung, mit einem Vlies vor winterlichem Frost.
Erde, Vlies oder Dämmstoffe dienen als Pflanzsubstrat – sie geben den Pflanzen Halt und versorgen sie zusätzlich mit Wasser und Nährstoffen. Aber Achtung: Ob Sie nun Sukkulenten in Mauerfugen ansiedeln, Farne in Holzkästen ziehen oder Funkien an einem Stahlgitter in Höhe wachsen lassen – jede Pflanze hat andere Ansprüche an den passenden Untergrund sowie an Standort, Himmelsrichtung, Temperatur und Lichtverhältnisse. Licht- und Temperaturverhältnisse ändern sich zudem mit der Höhe, auch werden Wärme und Feuchtigkeit durch Mauern und Fassaden gespeichert.
Bevor Sie sich an die Umsetzung machen, sollten Sie auf Basis Ihres Pflanzplanes einen passenden Standort für Ihre Pflanzwand suchen. Optimal ist üblicherweise ein möglichst sonniges bis halbschattiges Plätzchen.
Wer nicht viel Arbeit auf Bewässerung und Pflege verschwenden möchte, ist im Übrigen mit anspruchslosen Sukkulenten gut beraten, die dank bizarrer Farben und Formen für jede Menge Abwechslung sorgen. Diese Flachwurzler gedeihen besonders gut auf erdlosen Substraten wie Vlies oder Steinwolle.
Äußerst praktisch sind auch Systeme zur automatischen Bewässerung wie die sogenannte Tröpfchenbewässerung, etwa in Kombination mit einer Wand im Sandwich-Aufbau.
Von der günstigen DIY-Variante bis hin zu hochprofessionellen Pflanzsystemen und -konstruktionen – es gibt unzählige Möglichkeiten, einen vertikalen Garten zu realisieren.Hier ein paar Ideen zur Inspiration.
Europaletten sind immer eine gute Idee, wenn es um solide, selbstgemachte Konstruktionen geht. An die Wand gelehnt oder montiert, können sie auf vielfältige Art und Weise bepflanzt werden. Wie Sie eine Pflanzpalette selber bauen, haben wir zum Beispiel in diesem Blogbeitrag beschrieben.
Natürlich können Sie auch andere ausrangierte Gegenstände kreativ umwandeln: Leere Dosen, neben- und übereinander an einer Wand befestigt, werden ebenso wie Plastikflaschen, Körbe und Co. zu kreativen Pflanzbehältern.
Für alle, die es gerne praktisch, doch professionell wollen, empfehlen wir vorgefertigte Pflanzwände, die dank der integrierten Ausbuchtungen jede Menge Platz für ihre Pflanzen bieten. Tatsächlich haben einige Hersteller solche Pflanzwände auch als praktische Trennwand im Programm.
Natürlich können Sie auch mit handelsüblichen Blumenkästen einen vertikalen Garten zaubern, ganz einfach, indem Sie diese (eng) übereinander, gerne auch versetzt, stabil an einer Wand befestigen.
Landschaftsarchitekten integrieren vertikale Gärten mit haltbaren Konstruktionen und Bewässerungssystemen in die Gebäudearchitektur. Selbstverständlich können auch Hobbygärtner dem Vorbild von Monsieur Blanc nacheifern und auf professionelle Pflanzkonstruktionen setzen.